Exzellenz & Organisation

Warum sich die IT besser verkaufen muss

von Rene Funke

IT ist heute die wichtigste Disziplin, um eine Organisation zukunftsfähig zu machen. Nur selten zukunftsfähig ist hingegen die Selbstvermarktung der IT. Doch wer Kunden hat, muss auch verkaufen können.

Vince Lombardi, Trainerlegende im US-Football, soll einmal gesagt haben: „Gewinnen ist nicht alles, es ist das Einzige.“ Inzwischen scheint dieser markige Spruch auch auf die IT zuzutreffen. Wir leben schließlich in einer Welt, in der der Bedarf des täglichen Lebens durch Bestellungen bei Online-Plattformen gedeckt und Rechnungen mittlerweile fast ausschließlich digital bezahlt werden können. Unsere Hausbank hat eine Filiale im PC, und das aktuelle Geldvermögen zeigt sich in einer digitalen Zahl auf unseren mobilen Endgeräten. Und fragt mich mein Sohn, wann in Pompeji der Vesuv ausgebrochen ist, stöbern wir nicht mehr in einem Geschichtsbuch oder regen eine Diskussion innerhalb der Familie an, sondern sprechen einfach mit Google, Microsoft oder unserem neuen Familienmitglied Alexa. Das Internet kennt heutzutage scheinbar ALLES und JEDEN – es ist unverzichtbar.

IT vom König zum Sündenbock

Das gilt auch für die IT in Unternehmen. Hingegen hat sich ihre Wertschätzung anders als das Internet entwickelt, sie gleicht einer turbulenten Berg- und Talfahrt: In den 1970gern waren diejenigen, die Programmierung und Anwendung dieser futuristischen Technologien beherrschten, Götter – in den 1990ern hingegen Turnschuh-tragende Nerds und Kostentreiber. Seit dem Jahr 2000 wiederum wurden viele IT-Organisationen zur Service-Abteilung transformiert, aus Usern wurden Kunden. So hat sich die IT im Laufe der Zeit vom König zum Befehlsempfänger und manchmal auch zum Sündenbock entwickelt.

IT-Arbeit – Wert oder Schätzung?

Auf der Strecke geblieben sind dabei die grundsätzliche Akzeptanz der IT und die Wertschätzung der Arbeit von IT-Spezialisten – Menschen, die am Computer mehr können, als Parameter in eine Applikation einzugeben. Allerdings ist es für Nicht-ITler schwierig, die Kompetenzen und komplexen Anforderungen dahinter zu erkennen. So führt kein Weg daran vorbei: Ein CIO muss die Leistung seines Teams umfassend nachweisen, um interne Diskussionen auf eine stabile Grundlage zu stellen. Verbale Rechtfertigungen mit technischen Fakten zählen nichts. Nur wenn verständliche Argumente schwarz auf weiß dargestellt werden können, haben sie in einem Meeting Gewicht – Function Points, Werttreiber, die Dienstgüte, exorbitante Anforderungen. Wer Kunden hat, muss gut verkaufen können.

Weg von der Fehlerdiskussion

Der Nachweis, dass eine IT tatsächlich „gute“ Arbeit leistet, ist Gold wert. So wird die Performance in einen größeren Zusammenhang gestellt und Transparenz entsteht. Es geht nicht mehr nur um die Fehler, denn CFOs und Anwender in Fachabteilungen lernen durch positive Ereignisse, die Kompetenzen ihrer IT anzuerkennen. Gelingt dies über einen gewissen Zeitraum, stellt sich allmählich sogar Wertschätzung ein. Und wenn sich gelegentlich ein Kunde über die Arbeit der IT beschwert, ist das kein Beinbruch. Sowas kommt in den besten Unternehmen vor. Man sollte Kunden ohnehin öfter um ihre Meinung bitten, das vertieft die Bindung. Und mit positiven Bewertungen wächst auch die Moral der IT-Experten und die Freude an der Arbeit.

IT ist die Zukunft der Organisationen

Zwar wird sich auch künftig niemand mehr vor IT-Mitarbeitern auf dem Flur verbeugen, diese Zeiten sind vorbei. Aber vielleicht wird den IT-Kunden wieder bewusst, dass auch in einer internen IT-Organisation professionelle Kollegen arbeiten, von denen viele ebenfalls eine spezialisierte Ausbildung erfahren haben. Mit den passenden Argumenten sind IT-Verantwortliche in der Lage, die relevanten Daten, Leistungen und Rahmenbedingungen verständlich darzustellen. Vielleicht verstehen dann auch die Stakeholder, dass IT nicht alles ist – aber in punkto Zukunftsfähigkeit heute das Einzige.

Rene Funke

Rene Funke

René Funke ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Management-Positionen in der IT-Branche tätig - mit einem Ausflug in die wunderbare Welt der Baumaschinen. Er leitet das Marketing und den Vertrieb bei Metrics.

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