Kosten & Nutzen

Agile Entwicklung zahlt sich aus

von Ronny Wenzel

Software ist die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts, Entwickler ist einer der wichtigsten Tech-Berufe. In einer Studie mit Kearney haben wir gemessen: Agile Methoden helfen, die Effizienz der Prozesse und Developer zu steigern.

 

Der Statistiker John W. Tukey hat vor langer Zeit die Begriffe Bit (40er Jahre) und Software (1958) eingeführt, seitdem hat sich vieles verändert: Aus einem Zusatz für IBM-Hardware entwickelte sich eine eigenständige Branche, die 2023 Jahr laut Statista  weltweit knapp 650 Milliarden Dollar umsetzt. Hinzu kommen die unzähligen internen Entwicklungs- und Betriebseinheiten – Software prägt die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts.

Zusammen mit der Strategieberatung Kearney sind wir der Frage nachgegangen, was Unternehmen bei der Softwareentwicklung voneinander unterscheidet und womit Prozesse und Verfahren entscheidend verbessert werden können. In unserem Teil der Analyse haben wir bei Metrics untersucht, wie effizient und effektiv Organisationen in der Entwicklung und dem Betrieb von Softwarelösungen sind. Dazu haben wir operative Werttreiber auf den Prüfstand gestellt, einschließlich der Time-to-Market und der Stabilität geschäftskritischer Systeme. Hinzu kamen Kosten, Preisgestaltung, Leistungen und Rahmenbedingungen, darunter:

  • Umfang der Tätigkeit
  • Volumen der Tätigkeit
  • Qualitätsmaßstäbe und Service Level
  • Grad der Komplexität
  • das Betriebsumfeld, etwa Unternehmensstruktur, geografische Ausdehnung sowie rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen

 

Agilität treibt Effizienz und Geschwindigkeit

Als ein wesentlicher Treiber für mehr Effektivität (das Richtige tun) und Effizienz (es richtig tun) in der Softwareentwicklung hat sich die Agilität gezeigt. So können agile Betriebsabläufe um 15 bis 20 Prozent effizienter sein als klassische Ansätze. Zu den Vorteilen gehört zudem eine schnelle Time-to-Market. Diese kann um bis zu 40 Prozent verkürzt werden, wenn Unternehmen agile Prinzipien im Gegensatz zum traditionellen Wasserfall-Modell anwenden. Allerdings besteht nach unseren Erkenntnissen ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem agilen Reifegrad innerhalb eines Unternehmens sowie seiner betrieblichen Effizienz.

Agile Vorteile sind nicht selbstverständlich

Die Vorteile durch Agilität sind daher kein Automatismus: Agilität ist eine Voraussetzung für hohe Projekteffizienz bei wenig stabilen Anforderungen, allerdings ist sie kein Garant für hohe Effizienz, sondern kann auch Aufwandstreiber sein. So beeinflussen weitere Rahmenbedingungen wie die Stabilität der Anforderungen und Projektmitglieder die Rechnung deutlich. Ähnlich bei der Time-to-Market: Auch das Ziel, schnell an den (End-)Kunden auszuliefern, schlägt sich nicht zwangsläufig in tatsächlich produktiven Deployments nieder. Hier spielen die Qualität des Anforderungsmanagements, der Automatisierungsgrad und die Kapazitätsplanung eine große Rolle.

Woran agile Projekte scheitern

Zwar haben sich agile Methoden zu einer klaren Voraussetzung für Projekte mit variablen Anforderungen entwickelt, doch sind die traditionellen Ansätze noch lange nicht aus dem Rennen, etwa bei stabilen Anforderungen. Außerdem scheitern einige agile Projekte daran, dass der erwartete Nutzen nicht eintritt, dass die Kosten zu hoch sind und dass es zu Reibungen im Team kommt. Hier empfehlen wir, bei der Einführung agiler Prinzipien eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen – etwa die Bereitschaft, die Motivation und die Bindungsrate des Teams sowie die Gesamtzahl der Projekte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt laufen.

Dennoch werden IT-Verantwortliche kaum die agilen Methoden ignorieren können, wenn sie ihre Softwareentwicklung effizienter machen wollen. Agile Lippenbekenntnisse greifen dafür jedoch zu kurz. Mit einem umfassenden Ansatz können IT-Abteilungen den Grundstein legen, um als interner Partner besser wahrgenommen zu werden und sich im Markt zu behaupten. Angesichts der steigenden Bedeutung von Software stärken Optimierungsmaßnahmen für die Entwicklungsabteilung die Zukunftsfähigkeit der gesamten Organisation.

Einen englischen Bericht über die Untersuchung finden Sie bei Kearney

Ronny Wenzel

Ronny Wenzel

Seine Leidenschaft für Software hat Ronny Wenzel zum Leiter der Application Management Practice bei Metrics gemacht. Ob es die Verrechnung von Applikationen, der Benchmark einer Applikationsland­schaft oder der Aufbau eines Service Kataloges ist: Mit langjähriger Exper­tise und Hands-on Mentalität ist er zur Stelle.